In der Welt des Anfänger-Yogas gibt es eine oft übersehene Unterscheidung zwischen Flexibilität und Beweglichkeit – Begriffe, die im Alltag fast synonym verwendet werden, aber in
der Praxis eine völlig andere Bedeutung haben. Flexibilität ist passiv, etwas, das man dehnt oder zieht, während Beweglichkeit die aktive Kontrolle über diese Reichweite beschreibt.
Viele Anfänger konzentrieren sich ausschließlich auf die Flexibilität, weil sie denken, dass "tiefer kommen" das Ziel sei. Doch in unserem Ansatz wird schnell klar, dass wahre
Fortschritte aus der Verbindung von Kraft und Kontrolle entstehen – nicht aus der passiven Dehnbarkeit. Es ist faszinierend, wie sich die Perspektive der Teilnehmer verschiebt, wenn
sie erkennen, dass Beweglichkeit nicht nur physisch, sondern auch mental ist: eine Fähigkeit, die Balance zwischen Loslassen und Stabilität zu finden. Was für viele überraschend
ist, ist die Erkenntnis, dass Anfänger-Yoga nicht weniger "echt" oder "wertvoll" ist als fortgeschrittene Praktiken. Im Gegenteil – hier liegt die Essenz. Anfänger lernen nicht nur,
die Grundlagen der Asanas zu verstehen, sondern sie entwickeln eine neue Art, den eigenen Körper und Geist zu betrachten. Sie hinterfragen plötzlich Annahmen, die sie vielleicht nie
bewusst hinterfragt haben: Muss Yoga immer meditativ sein? Ist Anstrengung ein Zeichen für Fortschritt oder Widerstand? Und was bedeutet überhaupt Fortschritt in einem System, das
eigentlich keine Ziele hat? Diese Art von Reflexion ist es, die viele Teilnehmer als den wahren Gewinn beschreiben. Es ist nicht die Fähigkeit, die Hände zu den Füßen zu bringen,
sondern die Fähigkeit, sich selbst in einem neuen Licht zu sehen. Vielleicht ist das Provokativste an diesem Ansatz die Idee, dass Anfänger-Yoga manchmal mehr Weisheit erfordert als
fortgeschrittene Praktiken. Warum ist das so? Weil Anfänger mit einem offenen Geist kommen und bereit sind, alles infrage zu stellen – während Fortgeschrittene oft an Routinen und
Vorstellungen festhalten, die sie schon immer hatten. Unsere Teilnehmer berichten oft, dass sie nicht nur ihre körperlichen Fähigkeiten erweitern, sondern auch ihre Sicht auf das
Leben. Es gibt eine Freiheit, die entsteht, wenn man erkennt, dass die größte Herausforderung nicht das Halten einer Pose ist, sondern das Loslassen von Erwartungen. Ist das nicht
letztlich das, worum es im Yoga geht?
Der Einstieg in die Yogapraxis beginnt oft mit den Grundlagen—Atem, Haltung, Aufmerksamkeit. Nicht alles fühlt sich gleich natürlich an. Manche Anfänger kämpfen schon bei der
Katze-Kuh-Bewegung, weil die Koordination zwischen Atmung und Bewegung ungewohnt ist. Andere wiederum, die vielleicht aus dem Tanz oder einer anderen körperlichen Praxis kommen,
fühlen sich schnell in den Fluss eingeladen. Aber dann kommt die erste Herausforderung: der herabschauende Hund. So simpel er aussieht, so viele Kleinigkeiten gibt es, die plötzlich
wichtig werden. Hände, die abrutschen. Schultern, die sich anfühlen, als würden sie brennen. Und doch, nach ein paar Versuchen, spürt man diesen Moment, wenn der Körper plötzlich
„aha“ sagt. Wiederholung spielt eine große Rolle, klar. Aber es geht nicht nur um das bloße Wiederholen der Haltungen—sondern um das Wiederentdecken. Zum Beispiel im Krieger II: Die
Füße sind fest verankert, aber die Hüfte? Immer wieder neu justieren. Es gibt Tage, da fühlt es sich an wie ein Kampf gegen die eigene Steifheit. Dann wieder Momente, wo alles
fließt, fast mühelos. Ein Wechselspiel, das viel Geduld verlangt. Oft merkt man erst nach Wochen, dass sich etwas verändert hat. Nicht nur im Körper, sondern auch im Kopf. Und dann:
Shavasana. Viele Anfänger unterschätzen diese Phase, weil nichts „Aktives“ passiert. Aber genau da liegt oft die größte Herausforderung. Still zu liegen, Gedanken kommen zu lassen,
ohne sie festzuhalten—wie schwer das ist, merkt man erst, wenn man es versucht. Es ist ein bisschen, wie wenn jemand sagt: „Denk nicht an einen rosa Elefanten.“ Und plötzlich ist er
da, mitten im Raum.